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Im Sommer 2021 überquere ich zu Fuß den massiven Gebirgszug des hohen Kaukasus von Ost nach West.

Ursprünglich wollte ich das schon letztes Jahr machen, dann machte Corona mir einen Strich durch die Rechnung. Dieses Jahr sieht es – im Hinblick auf die Machbarkeit meines Projekts – tatsächlich schon sehr viel besser aus.

Der Kaukasus, das höchste Gebirge Europas spannt sich auf über 1.400 Kilometern zwischen dem Kaspischen Meer und dem Schwarzen Meer auf, und seine Gipfel erreichen eine Höhe von 5.600 Metern (Elbrus).

Schon lange fasziniert mich die Region, mit ihrer kulturellen, gesellschaftlichen und geografischen Vielfalt und Geschichte. Hier wurde einst der Titan Prometheus an die sturmumtosten Felsen geschmiedet, nachdem er den Göttern das Feuer geraubt hatte, um es den Menschen zu geben. Allein in diesem Mythos steckt viel von der Kraft, dem Konflikt und der Bedeutung dieser Region.

Die allerersten Tage meiner Planung wurden von Anna Hadzelek für den Bergfreundinnen-Podcast dokumentiert.

Am meisten Zeit verbringe ich mit dem Planen meiner Route, die sich nun von Tag zu Tag und nach lustigen Gesprächen mit lokalen KartographInnen, BergsteigerInnen und BergführerInnen immer deutlicher herauskristallisiert.

Eine große und wichtige Entscheidung ist schon gefallen: Ich werde nicht, wie ursprünglich geplant, am Pass bei Stepanzminda auf die Nordseite des Kaukasus, also nach Russland hinüber wechseln. Das hat aber nicht nur mit der Pandemie und den unsicheren Einreisebedingungen zu tun. Nach eingehender Recherche wurde deutlich, dass auf russischer Seite über weite Strecken die hochalpinen militärischen Sperrgebiete einen riesengroßen logistischen Aufwand bedeuten würden. Zudem ist das Gelände hier zivilisatorisch durch die Armee weit mehr erschlossen als auf der Südseite und was ich ja suche, ist natürliche Wildnis. Meine Route führt mich nun also entlang der Südseite des Kaukasus. Ich folge – in gebührendem Abstand – der russisch-georgischen Grenze nach Westen.

Die spektakuläre Ursprünglichkeit die mich hier in Georgien über weite Strecken erwarten wird, verspricht ein immenses Spektrum an unterschiedlichen Landschaften. Weitläufige grüne Täler, schroffe hochalpine Ödnis und monumentale Gletscher erwarten mich. Unterwegs passiere ich kleine Dörfer und hochgelegene Klöster, alte Militärbasen zeugen von der bewegten Geschichte des umkämpften Gebirges und dennoch wird der größte Teil meiner Route abseits ausgetretener Pfade verlaufen. Eine Hüttenstruktur, wie wir sie aus den Alpen kennen, ist hier nicht vorhanden. Alle paar Tage steige ich durch eines der zahlreichen Seitentäler ab, um neue Verpflegung aufzunehmen und um gegebenenfalls notwendige Änderungen an der Route vornehmen zu können.

In der Planung lasse ich zunächst die ersten Etappen durch Aserbaidschan außen vor. Hier warte ich weiter ab, wie sich die Einreisebeschränkungen durch die Pandemie verändern. Stattdessen konzentriere ich mich auf die Detailplanung der Route durch Georgien. Und auch hier gibt es viel zu tun. Aber die Vorfreude wächst mit jedem Detail. Und die Zuversicht, die lasse ich mir nicht nehmen.

Ich glaube wir haben doch zumindest eine Sache von der Pandemie inzwischen alle gelernt: Dass sich die Regeln ständig ändern und man sowieso nicht wissen kann, wie es in ein paar Wochen aussieht. Also wieso sollte ich den Kopf jetzt in den Sand stecken oder ständig die Seite des Auswärtigen Amts aktualisieren…? Die sieht in ein paar Wochen eh wieder ganz anders aus.