Endlich mal wieder am Berg draußen schlafen. Nach einem glänzenden Nachmittag voller Lichtspiele über der Bernina, und einem gemütlichen Abend mit Raclette und Freundschaft in der Chamanna Es-Cha, suche ich mir einen schönen Platz unweit der Hütte. Ich atme tief die frische und satte Luft ein, und schaue noch ein paar Wolken zu, wie sie an den Sternen vorbei ziehen.
Ich bin ziemlich müde: Die letzten Tage sind anstrengend gewesen, wenn auch voller aufregendem Input. Auf den Discovery Days in Flims-Laax-Falera habe ich einen kurzen Vortrag über meine Alpentraverse gehalten und viele tolle und inspirierende Vorträge von reisenden Kollegen gehört. Beim Transa-Outdoorfestival habe ich den Expeditionskoch Kieran Creevy kennengelernt und ausführlich neue Pläne für kulinarische Besonderheiten auf meinen kommenden Projekten geschmiedet… Mit dem Vorsatz, zuhause Flapjacks für unterwegs selber zu machen, schlafe ich ein.
Es ist nicht sonderlich kalt. Oder besser gesagt, mein Schlafsack ist warm genug. Im Halbschlaf bekomme ich mit, wie es anfängt zu Nieseln, oder ist das …? Ich verkrieche mich tiefer in die Federn. Aufgeweckt werde ich tatsächlich von zärtlichen Schneeflocken, die auf meiner Nase schmilzen. Als ich meinen Kopf schließlich von der Kapuze befreie, entdecke ich einen weißen Haufen auf meinem Schlafsack. Und auch die ganze, gestern noch herbstlich warme Landschaft um mich herum ist von einer dicken Schneeschicht bedeckt.
Ich bin froh über die gemütlich warme Stube und den dampfenden Kaffee auf Michels Hütte. Der Abstieg ist leise. Die Abwesenheit von Geräuschen tut mir gut und ich nehme mir vor, diese Ruhe mit in die Stadt zu nehmen.
In der Stadt angekommen gehe ich in einen Buchladen bei mir um die Ecke. Es reizt mich doch zu sehr… es kitzelt geradezu. „Haben Sie das Buch ALPENSOLO? Es müsste heute herausgekommen sein…“ frage ich. „Ja, das sollte da sein.“ Die Verkäuferin geht mir voraus und mein Herz klopft plötzlich schneller. Und Tatsache, da steht mein Buch im Regal. Es wird richtig ausgestellt. Ich grinse so breit, dass die Verkäuferin mich etwas irritiert ansieht. „Das ist meins.“ sage ich, etwas kryptisch und füge erklärend hinzu „also, das habe ich geschrieben.“ Wie komisch es sich anfühlt, das zu sagen. Aber ja, so ist es.
Vor einer Woche habe ich das Buch zum ersten Mal in den Händen gehalten. Es ist leichter als gedacht, riecht frisch gedruckt und liegt gut in der Hand. Meine Lektorin bei PIPER hatte mich dazu in den Verlag eingeladen. Es gab Sekt, Konfetti, herzliche Glückwünsche und dieses unbeschreibliche Gefühl etwas geschaffen zu haben, das jetzt DA ist. Ein Buch. Ich liebe Bücher, aber noch vor etwas über einem Jahr wäre mir niemals in den Sinn gekommen, dass es einmal eines geben könnte, auf dem mein Name steht. Ob sich erfahrene Autoren an dieses Gefühl wohl gewöhnen, wenn es dann mal das vierte oder fünfte Buch ist?
Ich freue mich jedenfalls sehr darauf, bei Lesungen und Vorträgen aus dem Buch vorlesen zu dürfen und ich bin sehr gespannt auf direktes Feedback von meinen Leserinnen und Lesern.