Im Sommer 2021 durchwanderte ich den georgischen Teil des Großen Kaukasus von Ost nach West. Entlang meiner selbst entworfenen Route legte ich weite Strecken weglos zurück und verbrachte wieder viele Nächte im Biwak. Fast zwei Jahre hatte ich an der ursprünglichen Route gearbeitet, die in Baku (Aserbaidschan) am Kaspischen Meer beginnen, und mich über einige der höchsten Gipfel bis nach Sochumi (Abchasien) am Schwarzen Meer führen sollte. Doch dann kam alles ganz anders.

Mein Antrag auf ein Visum wurde von Aserbaidschan abgelehnt. Und drei Wochen vor der geplanten Abreise, starrte ich plötzlich auf die Streifen eines positiven Schwangerschaftstests. Dass ich trotzdem in den Kaukasus wollte, stand für mich schnell fest. Aber ich musste einige Pläne ändern und habe auch unterwegs eine Menge über Grenzen gelernt. Sowohl die zwischen Ländern, als auch jene in meinem eigenen, sich stark verändernden schwangeren Körper. Ich war nicht mehr allein unterwegs.

Das höchste Gebirge Europas spannt sich auf über 1.300 Kilometern zwischen dem Kaspischen Meer und dem Schwarzen Meer auf und seine Gipfel erreichen eine Höhe von 5.600 Metern.Der Große Kaukasus liegt zwischen den Welten. Zwischen Europa und Asien, zwischen Russland und mittlerem Osten, zwischen Orient und Okzident. Schon im Altertum galt der Kaukasus als „Berg der Sprachen“, und noch heute werden im gesamten Kaukasus-Gebiet etwa sechzig verschiedene Sprachen gesprochen. Das vielerorts infrastrukturell oder gar touristisch noch völlig unerschlossene Gebirge birgt auch für mich als Bergsteigerin viele spannende Herausforderungen.

Die Region hatte mich schon lange fasziniert, in ihrer landschaftlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Vielfalt, ihrer (geo)politischen Bedeutung und bewegten Geschichte. Hier wurde einst der Titan Prometheus an die sturmumtosten Felsen geschmiedet, nachdem er den Göttern das Feuer geraubt hatte, um es den Menschen zu geben. Allein in diesem Mythos steckt viel von der Kraft, dem Konflikt und der Symbolik dieser Region. Diese Tour hat mich so sehr an meine inneren Grenzen gebracht, wie keine andere bisher. Aber sie hat mir auch neue Wege gezeigt, die mich nun in eine mir ganz neue Zukunft schauen lassen.

Über diese Tour habe ich das Buch WILDE BERGE, WEITES LAND geschrieben. Du erhältst es hier oder als persönlich signiertes Exemplar direkt von mir.