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Alle Wetter

By 06.12.2017Mai 19th, 2021One Comment

Je länger ich unterwegs war, umso stärker hat sich meine innere Stimmung mit den Elementen verbunden. Deswegen gab es für mich dann auch kein „schlechtes Wetter“ mehr. Ich konnte irgendwann nicht mehr unterscheiden ob meine Laune aus mir heraus kam oder ob sie direkt mit dem Wetter gewechselt hat. Für mich gab es eben auch gutgelaunten Regen oder traurigen Schnee, es gab schützenden Nebel und wütenden Wind.
Aber es gibt auch einfach Regeln, wie man sich verhalten sollte, wenn beispielsweise ein Gewitter kommt. Sich darüber zu informieren ist natürlich Pflicht für jede*r Bergsteiger*in. Das Wetter in den Bergen schafft die unglaublichsten Szenerien und es gibt sehr viel, das man lernen kann, wenn man dem Wetter genau zusieht und ein paar der Zeichen zu lesen lernt. Dazu hatte ich auf meiner Tour viel Zeit und will hier ein paar Beispiele nennen.
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Ich finde zum Beispiel interessant, dass ein Gewitter völlig unabhängig von der Gesamtwettersituation entsteht. Vielmehr bildet es sich durch verschiedene Verhältnisse in der Thermik, wobei man zwischen Wärmegewittern (meist Nachmittags, örtlich und zeitlich begrenzt) und Frontgewittern (entstehen sehr plötzlich, in der Folge oft schlechtes Wetter) unterscheidet. Ein heranziehendes Gewitter frühfrühzeitig zu erkennen ist auch Übungssache. Man muss dafür den Himmel beobachten und es gibt Zeichen, wie hoch stehende Cirruswolken, die auf ein drohendes Gewitter hinweisen können. In der Essenz heißt es dann runter vom Gletscher, Grat oder Gipfel, fernhalten von hohen Masten, einzelnen Bäumen, Seilbahnen und Liften und sich nicht an Felsen lehnen. Gut sind hingegen Mulden, trockene Höhlen oder gleichmäßig hoher Wald. Gefährlich wird es, wenn zwischen Blitz und Donner nicht mehr als 10 Sekunden liegen. Dann sollte man metallische Gegenstände ablegen und sich mit dicht nebeneinander gestellten Füßen auf den Boden kauern. Es gibt dazu aber natürlich viele Informationen zu finden und Gewitter sind überhaupt ein spannendes Naturphänomen.
Auch die Beschäftigung mit Hochdruck- und Tiefdruckgebieten, sowie mit Warm- und Kaltfronten und ihrem Einfluss auf das Wetter in den verschiedenen Alpenregionen ist durchaus empfehlenswert. Eine heranziehende Kaltfront kann man dadurch vorhersehen, dass sich der Wind im Verlauf des Tages spürbar einmal um 360° dreht. In der Schweiz herrschen beispielsweise ganz eigene Verhältnisse (ja, auch im Wetter ;-)).
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Ich habe unterwegs immer gerne Wolken beobachtet. Sie haben ziemlich spannende Charaktereigenschaften und – wie ich finde – auch eine Menge Persönlichkeit. Da sind die dicken Kumuluswolken, die sich am Himmel gerne breit machen als würde er ihnen gehören. Sie drücken oft eine satte Zufriedenheit aus und sind ein Zeichen für gutes Wetter. Allerdings können sie auch böse werden und dann zu gewaltigen Gewitterwolken anwachsen. Die Cirruswolken hingegen sind, wie auch das Wort schon klingt, eher feinere Strichwolken, die sich allerdings auch zu Türmen bilden können (bis zu einer Ambossform) und die dann fest und wie eingefroren am Himmel stehen. In ihrer Starre wirken sie bedrohlich und sind auch ein Indikator für schlechtes Wetter.
Am liebsten mochte ich Situationen, wenn ich über einen Grat kam und das Wetter oder die Sichtverhältnisse sich auf beiden Seiten sichtbar unterschieden haben. Das ist recht oft passiert und es kam sogar vor, dass ich über einen Grat vom Regen in den Sonnenschein lief. Die Berge halten sogar Wolken fest und auch wenn ich das faktisch vorher schon wusste: das unmittelbare Erlebnis ist wirklich faszinierend.
Ich hätte Lust hier noch weiter ins Detail zu gehen, leider schaffe ich das heute nicht. Aber vielleicht schreibe ich später nochmal einen ausführlicheren Artikel über Wetter. Spätestens in meinem Buch gibt es das dann ganz sicher.