In unseren hiesigen Bergen, den Alpen, sind Hütten selten weit weg. Das dichte Netzwerk an alpiner Infrastruktur ist etwas, das die Alpen deutlich von den meisten anderen Bergregionen der Welt unterscheidet. Oft herrscht auf Hütten neben der Gemütlichkeit auch eine Athmosphäre der gesellschaftlichen Solidarität, nach der man im Tal oft suchen muss. Sicher sind Berghütten auch deshalb heute ein so beliebtes Ziel. Gleichzeitig sind sie auch oft Horte von alten Werten. Positiv wie negativ. Natürlich überwiegen Herzlichkeit, Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft, und immer wieder sind mir, gerade in abgelegeneren Gegenden auch einzelne sehr weltverbundene oder gar politisch aktive Wirte begegnet. Aber andererseits erlebe ich gerade bei der älteren Generation auf Hütten immer wieder in Witze verpackten Sexismus, der von Frauen aus der „Skihaserl-Ära“ ebenso zelebriert wird, wie von Männern. Außerdem erlebe ich oft Intoleranz gegenüber allem was „fremd“ ist, und eine unzeitgemäße Verschlossenheit gegenüber der Welt in ihrer Größe und Komplexität.
Wenn man raus vor die Hütte tritt, steht man unter dem großen Sternenzelt. So einfach und romantisch dieser Gedanke ist: dieses Zelt zieht sich über uns alle, egal welchen Geschlechts, welcher Hautfarbe, Herkunft oder mit welchem Musikgeschmack. Draußen in diesem großen Zelt zu schlafen, hat mein Bewusstsein darüber weiter vertieft und ich glaube, dass es mir auch deshalb oft schwergefallen ist, wenn ich wetterbedingt in eine Hütte „musste“.
Unterwegs ist mir aufgefallen, dass ich schon von Ferne oft erahnen konnte, ob eine Hütte mir gefallen würde, oder nicht. Hütten haben Ausstrahlung. Meistens lag ich mit meiner Einschätzung richtig. Ich lege bei Hütten Wert auf Freundlichkeit, Know-How, Gemütlichkeit, Originalität, Umweltbewusstsein und natürlich auf gutes Essen. Was ich nicht so wichtig finde, sind Komfort, WLan, warme Duschen und anderer „Luxus“.
Immer wieder war ich überrascht, wie unfreundlich oder gar respektlos Gäste auf Hütten mit den Wirtsleuten umgehen. Ich denke, das sind insbesondere Leute, die sich nicht dessen bewusst sind, dass es etwas sehr anderes ist eine Berghütte zu bewirten als ein Restaurant oder Hotel im Tal. Je nach Standort ist die Versorgung aufwändig und teuer, und das Leben und Arbeiten auf einer Hütte ist – trotz der schönen Umgebung – oft alles andere als romantisch, sondern einfach anstrengend und auch eintönig. Ich habe einmal eine Weile auf einer Hütte ausgeholfen und wünsche diese Erfahrung jedem Wanderer und Bergsteiger, der sich über mangelnden Komfort, Service oder Angebot aufregt.
Trotzdem freue ich mich darauf, bei meinen nächsten Projekten gar nicht die Wahl zu haben, ob ich in eine Hütte einkehre oder nicht. Denn dort wo ich hingehen will, gibt es kaum Hütten. Dann ist das Sternenzelt mein Gastgeber und von dem kann ich noch viel lernen.
Die zehn besten Hütten meiner Alpenüberquerung
Um noch ein paar Tipps zu geben schreibe ich euch hier – ohne weitere Ergänzung – die zehn besten Hütten bei denen ich auf meiner Alpenüberquerung vorbeigekommen bin. Ich habe dort entweder nur gegessen oder habe dort übernachtet.
Wolayerseehütte (Karnische Alpen) – Hochweißsteinhaus (Karnische Alpen) – Filmoor-Standschützenhütte (Karnische Alpen) – Rifugio Boé (Sextener Dolomiten) – Büllelejochhütte (Sextener Dolomiten) – Rifugio Dorigoni (Trentino) – Chamanna Cluozza (Engadin) – Chamanna d’Es-Cha (Graubünden) – Binntalhütte (Oberwallis) – Cabane des Dix (Wallis).