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„Ein Prinzip, nach dem nicht mehr verbraucht werden darf, als jeweils nachwachsen, sich regenerieren, künftig wieder bereitgestellt werden kann.“ Diesen Satz kann man sehr gut auch auf die körperliche und psychische Gesundheit beziehen.

Auch dem Körper genug Zeit für Regeneration, und den Emotionen für die Verarbeitung wichtiger Ereignisse zu lassen, empfinde ich inzwischen als einen wichtigen Aspekt der Nachhaltigkeit. Gerade dann, wenn man sich physisch und psychisch – also menschlich – weiterentwickeln will.

Der dazu passende Begriff, der auch schon recht abgewetzt ist, heißt Achtsamkeit und ist in aller Munde. Es ist bezeichnend, dass gerade die Natur (Stichwort „outdoor“) in unserer Zeit eine so große Anziehung hat, dass sich daraus nicht nur ein Trend, sondern ein regelrechter Boom mit industriellem Erfolg entwickelt hat. Daran zeigt sich hoffentlich, dass in unserer Gesellschaft das Bedürfnis danach, bewusst und gesund zu leben stetig zunimmt und wir uns langfristig vielleicht wirklich von dem extremen Drang nach Maximierung verabschieden.

Mein Körper wird über den beruflichen Verlauf eines Jahres sehr unterschiedlich beansprucht. Vereinfacht gesagt bin ich entweder täglich viele Stunden draußen physisch aktiv (während einer Tour) oder ich sitze stundenlang drinnen und die Bewegung findet ausschließlich in meinem Gehirn und meinen Fingern statt (wenn ich schreibe). Im Gegensatz zu den meisten Berufen, in denen das Gewicht deutlicher entweder in der einen oder in der anderen Waagschale liegt, bewege ich mich zu gleichen Teilen, aber in je intensiven und langen Phasen, in Beiden.

Ich werde dadurch etwas aufmerksamer auf die Mängel, die hervorgerufen werden können, wenn entweder die geistige oder die körperliche Komponente zu kurz kommt. Die jeweiligen Folgen sind bekannt.

Gesellschaftlich gehören zu diesen Folgen für mich Intoleranz, Sexismus, Trägheit und auch einige Krankheiten. Unter den überwiegend intellektuell tätigen Menschen in meinem Umfeld beobachte ich manchmal ein geradezu märtyrerhaftes Opfern der eigenen Gesundheit zu Gunsten eines temporären Erfolgs. Bei den überwiegend (berg-)sportlich tätigen Menschen um mich herum frage ich mich hingegen zuweilen, wann sie zuletzt mal über den gedanklichen Tellerrand geschaut haben.

Was ich mir wünsche, ist Ausgleich. In Phasen übermäßiger körperlicher Beanspruchung könnte man sich bewusst Zeit nehmen, um zu schreiben oder Gespräche zu führen, was Möglichkeiten der Reflektion über das eigene Verhalten eröffnen könnte und gleichzeitig als wertvolle Zeit der körperlichen Regeneration wirkt und davor bewahrt, krampfhaft zu übertreiben. Bei geistiger und oft weniger mobiler Arbeit hilft Bewegung ohne „Sinn“ dabei, den Kopf freizumachen. Es muss die Bewegung nicht einmal besonders lang oder intensiv sein, um dafür zu sorgen, dass man im Anschluss wieder ruhig und konzentriert arbeiten kann.