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Die Planung ist für die Durchführung einer langen Tour in den Bergen immer der erste Schritt.

Wo will ich eigentlich hin? Welche Strecke wähle ich? Wie lange brauche ich dafür? Bin ich bzw. sind wir den Anforderungen der Route gewachsen? Wo will ich übernachten? Und nicht zuletzt, kurz vorher, wie wird eigentlich das Wetter?

Ich beginne mit der Planung meiner mehrmonatigen Touren, je nach Aufwand, spätestens etwa ein halbes Jahr vor dem Aufbruch. Weil ich keine “fertigen” Routen gehen will, sondern diese lieber selbst entwerfe, und weil ich zudem auch gerne mal abseits der ausgetretenen Pfade und fern von touristisch stark erschlossenen Regionen, oder auch komplett weglos gehe. Die gute Vorbereitung mit einer umfassenden Recherche ist hier umso wichtiger, weil ich ja fast ausschließlich allein unterwegs bin und ich deshalb bei aller Wildnis verantwortungsvolle Wege wählen will.

Wer das anders handhabt, und nicht ganz so individualistisch unterwegs sein will, hat es natürlich leichter, denn es gibt fast überall auf der Welt schon gut ausgearbeitete Fernwanderwege mit ausführlichen Beschreibungen in Wanderführern oder auf Webseiten. Zudem gibt es inzwischen zu den Touren oft sogar GPS-Tracks, die man kostenfrei herunterladen und auf dem Handy oder GPS Gerät installieren kann.

Ich lese in der Vorbereitung aber auch immer alles, was ich über die Region meiner Wahl finden kann. Ich durchforste selbst Blogs von Leuten, die in der Region unterwegs waren, frage Kolleginnen und Bergführerfreunde und ich studiere natürlich ohne Ende das Kartenmaterial. Besonders bei Passagen, die auf der Karte schon schwierig aussehen, weil sie besonders ausgesetzt, teilweise vergletschert oder auch unmarkiert sind, versuche ich möglichst aktuelle Erfahrungsberichte zu finden. Im Kaukasus habe ich beispielsweise auch viel mit Google Earth geplant, was nicht umfassend zu empfehlen ist, aber sicher als ergänzendes Medium in manchen Regionen sehr sinnvoll sein kann.

Ich empfehle, dass ihr euch dazu Notizen macht, die ihr dann auch unterwegs dabei habt. Ich zumindest kann mir das nie alles merken.  Eine unverzichtbare Ressource unterwegs sind natürlich die Hüttenwirte, oder auch Schaefer und andere Einheimische, die im am besten über mögliche aktuelle Hindernisse auf der Etappe Bescheid wissen. Ich habe es schon öfter erlebt, dass die Infos die ich im Vorfeld gelesen hatte veraltet waren, und ein Weg beispielsweise unter einem Erdrutsch verschwunden war. Dann muss man spontan umplanen können. Die Flexibilität dafür habe ich mir erst unterwegs wirklich angewöhnt und sie hat viel zu meiner Freiheit beigetragen.

Schlussendlich lege ich meine Route immer in einem GPS Programm online. In den Alpen empfehle ich outdooractive.com, wo das digitalisierte Kartenmaterial des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins, sowie des Alpenverein Südtirol (AVS) hinterlegt sind. In der Schweiz gibt es eigene Anbieter. Man kann auf der Seite auch zahlreiche Touren anderer Mitglieder finden, oder eben selbst Touren erstellen. Man setzt dazu Routenpunkte in der Karte und das Programm errechnet Distanz, Höhenmeter und geschätzte Gehzeit zwischen den gesetzten Punkten und zeigt sogar eine Topo an. Das spart viel Zeit und ist in der Planung sehr praktisch um einen Überblick zu bekommen. Dazu gibt es auch eine App, die es ermöglicht Routen auch offline zu speichern und dann über die im Handy integrierte GPS-Funktion aufzurufen. Wenn man unterwegs mal die Orientierung verliert, ist das wirklich hilfreich. Aber als Ersatz für Kartenmaterial auf Papier empfinde ich keine App. Denn ein Akku kann mal leer sein, eine Karte auf Papier hingegen bleibt.

Auf den Papierkarten kann man sich außerdem sehr gut einen größeren Überblick über die Region verschaffen, unterwegs auch immer wieder Alternativrouten suchen und manuell Entfernungen und Höhenmeter verschiedener Varianten vergleichen. Zusätzlich zur digitalen Version stecke ich auf meinen Touren also immer auch Papierkarten ein.

Ich schlafe nur ungern auf Hütten, sondern biwakiere lieber. Zu dem Thema gibt es einen eigenen Beitrag. Aber schon in der Vorbereitung markiere ich mir mögliche Biwakplätze. Neben der Beachtung der Regeln zum Umweltschutz, achtete ich dabei auch immer darauf, dass es in der Nähe möglichst Wasser gibt. Und ich habe einen überdachten Plan B, falls es einen Wettersturz gibt. So muss ich unterwegs dann meistens nicht viel suchen, und kann jeden Tag entscheiden, ob der Platz den ich von zu Hause aus ausgewählt hatte meinen Vorstellungen entspricht oder  ob ich lieber weiterziehe.

Ich finde das selbst Planen auch deshalb wichtig und gut, weil man sich so gedanklich schon früh auf alles vorbereiten kann und sehr genau weiß, worauf man sich jeweils einlässt. Außerdem sagt man ja, dass Vorfreude die schönste Freude ist…