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Ich nehme meine eigenen Reisen und meine Fortbewegung als Beispiel, um über Möglichkeiten und Herausforderungen eines reduzierten ökologischen Fußabdrucks zu sprechen.

Wie geht das zusammen, (Fern-)Reisen und Klimaschutz? Auch für mich ist das Thema nicht einfach, aber es gibt doch eine Menge kleiner Stellschrauben im Bewusstsein, die später – so zumindest empfinde ich das – einige Entscheidungen deutlich erleichtern.

Ich würde sagen, dass ich in meinem Leben bisher „ganz gut rumgekommen“ bin. Dabei bin ich oft geflogen, nicht nur beruflich. Ich muss zugeben, dass mir das tatsächliche Ausmaß des Schadens, den ich mit einem Flug anrichte, nicht bewusst war. Ich hätte sonst vermutlich früher schon die Notwendigkeit einer Flugreise abgewägt. Wirklich eingeschlagen hat bei mir die Berechnung des CO2 Fußabdrucks von meiner Reise in die USA 2019. Mit einem Schlag habe ich mein Jahresbudget (lt. Pariser Klimaabkommen) von fast zwei Jahren verbraucht:

Die Rückreise aus den USA im Juni 2019 habe ich in Folge dessen zu meiner letzten Flugreise erklärt. Zunächst wirkte das wie ein Verzicht: Heißt das jetzt, ich kann nie wieder nach Südamerika reisen? Dann hat sich meine Wahrnehmung aber bald ins Gegenteil gewendet: Ich empfinde es jetzt als eine spannende Herausforderung, auch bei zukünftigen Projekten die weit entfernt sind, alternative Wege für die An- und Abreise zu finden und diese als selbstverständlichen Teil des Erlebnisses zu verstehen.

Was dem im Weg steht, ist die Diktatur des Zeitdrucks. Sie ist ein gesellschaftliches Phänomen und wir können ihr nur begegnen, wenn wir Gelassenheit üben. Ich sehe das ganz pragmatisch: Wann geht es mir selbst im Umgang mit Zeit gut? Und inwiefern profitieren auch meine Mitmenschen und die Umwelt davon, wenn es mir gut geht? Geht es mir wirklich besser, wenn alles schnell geht? Oder eher, wenn ich mal einen Gang runterschalte? Bin ich schneller wirklich produktiver? Und letztlich beim Urlaub: Kommt es wirklich darauf an, viele Kilometer zurückzulegen, um in der Entspannung ankommen zu können?

Beim Reisen geht es mir jetzt ähnlich wie mit den Lebensmitteln: Ich bekomme ohne Fliegen ein natürlicheres Verhältnis zu den zurückgelegten Distanzen, den Städten, Landschaften oder gar Ländern unterwegs. Für mich persönlich ist das ganz klar eine Wertsteigerung der Reise an sich.

Nach meiner Rückkehr aus den USA 2019 habe ich mir einen gebrauchten Elektrovan gekauft und ihn mir (weitesgehend ebenfalls mit gebrauchten Materialien) zum Minicamper ausgebaut. Ich hatte eigentlich vor, hier viel über die Pro und Contra der Elektromobilität zu schreiben, aber es gibt dazu bereits viele sehr gute Artikel. Besonders empfehle ich den wissenschaftlichen Bericht „Cleaner Cars from Cradle to Grave“ in dem es um die umstrittene Aufrechnung der CO2 Bilanz auf die Lebensspanne des Elektroautos geht. Mir ist inzwischen auch klar, dass E-Mobilität allein in Zukunft keine flächendeckende Lösung ist, aber es ist ein erster Schritt, der auch dazu beiträgt, Bewusstsein zu schaffen. Mein persönlicher Ansatz ist hier durchaus auch etwas egoistisch: ich will einfach während ich fahre, keinen Dreck in die Luft pusten.

Zuletzt noch ein Tipp: Um einen Eindruck der persönlichen CO2 Bilanz im Alltag zu bekommen, empfehle ich den Rechner vom Umweltbundesamt, weil man dort nicht nur fast alle Lebensbereiche eingeben kann und somit überhaupt einmal ein Gefühl dafür bekommt, was alles CO2-Emissionen verursacht, sondern weil man dabei üben kann, mit dem eigenen Verbrauch ehrlich umzugehen und Ideen entstehen können, wie man die eigene Bilanz gegebenenfalls verbessern kann.