Dialog. Das eigentliche Thema dieser Etappe. Vielleicht bleibt es doch präsenter in meinem Kopf als ich dachte. Auch ohne verbalen Dialog. Vielleicht liegt es auch an dem grauen, kargen wüstenartigen Tal, durch das ich heute stundenlang hinauf gelaufen bin ohne einem Menschen zu begegnen. Ich habe auf dem Weg viel nachgedacht und mich vor Allem gefragt, was Menschen dazu bewegt in einen Dialog zu treten. Aber auch, was sie dazu bringt den Dialog zu vermeiden.
Auf meinem Weg bis hier hatte ich viele kleine, schöne und leichte Dialoge. Wahrscheinlich waren sie auch deshalb so leicht, weil sie eben im Moment und unterwegs stattgefunden haben. Weil sie nur ein kleines Stück Weg bedeutet haben, dem keinerlei Verantwortung für die Vergangenheit oder Zukunft inne zu wohnen scheint.
Aber wie ist es, wenn es wirklich um zwei Menschen geht, die tiefgreifender miteinander kommunizieren wollen. Wie war mein Dialog mit Menschen zu Hause, mit Freunden und Familie? Und – denn darum geht es mir heute am meisten – wie sieht es mit dem Dialog mit den Menschen aus, die mich ein Stück meines Wegs begleiten wollten?
Ich habe mir genau überlegt, mit wem ich mir das überhaupt vorstellen könnte und ich habe nicht viele gefragt. Bisher hat mich nur Katalin (meine Mutter) ein Stück begleitet und es war eine sehr schöne und wertvolle Zeit. Seitdem bin ich, von Begegnungen unterwegs abgesehen, allein. Und – das ist mir wichtig hier zu sagen – ich bin wirklich gerne alleine unterwegs. Ich langweile mich nie und fühle mich sehr selten einsam. Und trotzdem habe ich mich immer wieder auftemporäre Begleitung gefreut, weil es eben auch schön ist zu teilen.
Erstaunlicherweise sind es genau drei der Leute, die unbedingt dabei sein wollten, die jetzt oder zu dem jeweilig angesetzten Zeitpunkt nicht da sind. Sie haben mir auch unterwegs noch geschrieben wie toll sie das finden was ich mache, wie gerne sie genau in diesem oder jenem Moment dabei wären. Es ist bitter und mir unangenehm, dass mir das jetzt so hohl vorkommt. Entweder haben sie sich einfach nicht mehr gemeldet, sehr kurzfristig abgesagt, oder sich mit seltsamen Angaben von Gründen entschuldigt.
Was bedeutet das für eine Freundschaft? Ist es die Scheu vor der Absage? Ist das so schwer? Hat der- oder diejenige es wirklich einfach vergessen? Ist „zu viel los im Alltag“, als dass man Zeit hätte sich zu melden? Zeit für eine SMS: Wirklich? Oder haben sie immernoch eigentlich vor zu kommen, aber sich noch nicht dazu durchgerungen eine SMS zu schreiben um sich eben doch noch alle Optionen offen zu halten?
Und dann frage ich mich, ob mir selbst das gelingen würde, was ich von ihnen als meinen Freunden erwarte: Dass ich daran denken würde, wie es für sie ist? Wie es sich anfühlt? Wäre mir in meinem Alltag bewusst, dass jemand, der allein unterwegs ist, dem ich gesagt habe, dass ich ihn begleite, sich vielleicht fragt, warum ich mich nicht melde? Warum ich nicht wenigstens absage? Dass das verletzend ist?
Okay, ich habe das eben gelesen und es klingt enttäuscht und sentimental. Enttäuschung ist da, klar. Aber darum soll es in dem Blogeintrag nicht gehen. Vielmehr will ich es ganz sachlich und einfach verstehen. Und es ist ein Gefühl, das vermutlich jeder kennt, der mal für eine größere Gruppe was organisiert hat, oder? Es beschäftigt mich jetzt, weil es mir mehrmals passiert ist und weil es eben das aktuelle Thema betrifft: Dialog. Deswegen kommen mir diese Fragen. Und das Bedürfnis darüber zu schreiben.
Was ist so schwer? Ist es nicht immer leichter und erleichternder für Klarheit zu sorgen? Es kostet keine Zeit, es kostet kaum Mühe, es braucht nur einen Willen, Ehrlichkeit und Verbindlichkeit.
Ja, vielleicht ist das hier ein Plädoyer für Verbindlichkeit. Etwas das ich in Freundschaften besonders schätze.
Ich habe das noch nie geschrieben, aber: Bei diesem Post würde ich mich über Reaktionen freuen. Wie geht es euch mit dem Thema? Kennt ihr mein Gefühl? Wie würdet ihr reagieren? Könnt ihr euch in beide Seiten hineinversetzen und was macht das? Ich freue mich über Nachrichten, am einfachsten direkt hier über den Blog. Keine Sorge, nur mit eurem Einverständnis würde ich die Antwort veröffentlichen. Danke.
Bebildert durch die Augen der Fotografen Christian Bock, Merlin Essl, April Larivee, Anne Kaiser, Anna Euler und Lars Schneider.