Die französischen Alpen sind in herbstliche Farben getaucht. Die Luft ist voll Laub und es riecht nach Erneuerung. Mir kommt es wunderbar passend vor, dass ich in meiner letzten Etappe im Herbst ankomme, denn der Herbst ist „meine“ Jahreszeit. Ich komme damit ja irgendwie auch bei mir an, denn hier im Herbst bin ich geboren. Ich liebe die herbstliche Luft und die Farben, am liebsten würde ich ständig bunte Blätter und Kastanien sammeln. Die letzte Etappe war von Abschied geprägt. Und von Erinnerung natürlich. Abschied, weil mir jeder Moment vorkam als würde ich ihn festhalten müssen und mir seine Vergänglichkeit dadurch umso deutlicher wurde. Abschied, weil meine Kraft nachgelassen hat und mein Körper mich verlangsamt als wolle er mich darauf vorbereiten, dass ich mich bald noch viel weniger bewegen werde. Als wolle auch er hier verweilen und jeden Moment auskosten. Abschied aber auch, weil sich hier der Sommer verabschiedet. Allerdings auf eine so bunte Art, dass es eine Freude ist. Auch meine letzte Nacht draußen war wunderschön und ich bemühe mich darum, mehr Freude über das Erlebte als Traurigkeit über das Ende der Tour zu empfinden. Aber Mühe kostet mich das schon.
Ich sitze am Flughafen von Lyon und warte auf den Flug nach München. In der einen Hand halte ich immernoch eine kleine Kastanie, die sich glatt und warm in meine Handfläche schmiegt. Mein Uhr sagt ich bin auf 202 m. Ich glaube so weit unten war ich schon sehr lange nicht mehr. Ich habe Kopfschmerkzen von der Luft hier und vermutlich auch von der Luft vorher in der Stadt. Nur die Kastanie erinnert physisch noch daran wo ich noch heute morgen war. Ich habe mich ein bisschen wie ein Zombie gefühlt, wie ich mich das langsam und unbeholfen durch den öffentlichen Verkehr bewegt habe. Glücklicherweise hatte mich Tom per Autostopp bis zur Stadtgrenze von Grenoble mitgenommen. Die Strecke zu laufen wäre nicht schön gewesen. Tom ist auch Bergmensch, fährt viel Ski und er hat mir den Übergang in die Stadt etwas leichter gemacht. Wie viele Andere denen ich unterwegs begegnet bin hatte auch er seine Skier bei Sport Conrad gekauft. Das klingt vielleicht komisch, aber auf eine Art fühlt es sich schön an, über meinen Sponsor mit all den Leuten ein kleines bisschen verbunden zu sein. Wir haben uns auch schon locker für eine Tour im Winter verabredet. Er will nach La Grave ziehen und ich kann das gut verstehen. La Grave ist wirklich ein besonderer Ort und ich freue mich darauf im Winter dorthin zurück zu kommen.
Die Tastatur liegt auf meinem angewinkelten Bein, es ist keine besonders bequeme Postion. Ich gucke auf meine Schuhe und sehe wie wenig Profil noch darauf ist. Sie haben 1900km „unter den Hacken“ und ich finde da darf man als Schuh Profil verlieren, solange der Träger Profil gewonnen hat. Und das habe ich. Es ist so unsagbar viel, was ich erlebt habe. Auch wenn ich hier vieles geteilt habe, ist das nur so ein kleiner Bruchteil dessen, was diese Reise für mich bedeutet. Mir sind in den letzten Tage immer wieder kleine Details, Begegnungen oder Aussichten eingefallen und ich hoffe dass mir das auch die nächsten Monate noch so gehen wird. Es gibt sicher genug Eindrücke um Jahre der Erinnerung zu füllen.
Genauso spontan will ich hier einfach beschreiben was mir einfällt, wenn ich zurückdenke. Und zwischendrin will ich mich bei vielen vielen Menschen bedanken, die mir unterwegs begegnet sind, die mir auf verschiedenste Weise mit einer so einprägsamen Freundlichkeit begegnet sind, dass ich sie sicher nie vergessen werde. Diese Menschen haben mich alle in ihrer Art inspiriert und ich hoffe, dass ich etwas von ihrer Offenheit und Lebensweise mit in meinen Alltag im Tal nehmen kann. Sie haben mir so viel geschenkt und die einzig passende Weise dafür meine Dankbarkeit zu zeigen ist indem ich ebenfalls schenke. Ich muss euch hier allerdings warnen: Das wird ein sehr langer Beitrag.
Wenn ich an den Triglav denke, sehe ich immernoch vor Allem weißen Fels und weiter unten die klaren und einladenden blauen Seen vor mir. Es war heiß. Eine Tatsache die mir später in eiskalten Nächten voll Schnee manchmal eingefallen ist. Es war so heiß, dass das Gehen anstrengend war, besonders weil es weiter oben so wenig Wasser gab.
Nie vergessen werde ich die Steinböcke in den Julischen Alpen. Klein, stämmig und völlig furchtlos. In meiner vorletzten Nacht habe ich (aus Wassermangel vermutlich) von einem Wasserfall geträumt. Als ich aufgewacht bin, war zwar da kein Wasserfall, aber sehr deutlich das selbe Geräusch: im Mondlicht stand, keine zwei Meter von meinem Schlafsack entfernt, ein Steinbock. Und pisste. Ich habe ihn Igor getauft. Warum weiß ich nicht. Glücklicherweise hat Igor meinen Schlafsack nicht getroffen, aber es schien ihn kaum zu rühren, dass ich da schlief. Es war schließlich sein Berg, schien er mir sagen zu wollen. Oder aber, er musste halt einfach.
Ich erinnere mich an einen anspruchsvollen Abstieg in einem wenig gesicherten Klettersteig in der Gesellschaft von Freija und Daniel. Die beiden waren mir von Anhieb sympathisch gewesen und es war eine so entspannte erste Begegnung, dass ich mir schon damals dachte, wie schön es wäre wenn ich öfters so Leuten begegnen würde wie ihnen. Als wir gemeinsam unterwegs waren sind wir zwei Männern begegnet, die dabei waren die Wegmarkierungen neu zu malen. Mit Pinsel und Farbtopf waren sie unterwegs in dem steilem Gelände. Der Jüngere malte dan roten Punkt und der Ältere den weißen Kreis darum. Es waren Vater und Sohn. Sie machen das seit Jahren zusammen.
Inzwischen sitze ich im Flugzeug. Laut meiner Uhr sind wir gerade auf 945m. Kann es denn sein, dass ich oft wesentlich weiter oben geschlafen habe, als dieses Flugzeug gerade fliegt? Ich bin nachts manchmal von dem „Lärm“ eines Flugzeugs aufgewacht, das über mir flog. Dann dachte ich oft an die Menschen, die da oben in dem Flieger sitzen und vielleicht gerade aus dem Fenster schauen. Ich habe mich amüsiert gefragt, ob sie sich vorstellen können, dass ich da unten liege und sie „sehe“. Jetzt schaue ich selber aus dem Fenster und denke an die Leute die in den Bergen gerade versuchen einzuschlafen und vom Lärm „meines“ Flugzeugs davon abgehalten werden…
In den Karnischen Alpen war der Tag besonders beeindruckend, als ich mit Katalin (meiner Mutter) zusammen den ganzen Tag oben auf dem Grat entlang gewandert bin. Katalins Begeisterung über die Ausblicke und winzige Details auf dem Weg, über Blaubeeren, Wolkenformationen, Felsmuster und Seen hat mich angesteckt und so konnte ich mich doppelt freuen. Es war ein tiefes warmes Gefühl, all die Schönheit die mir so wichtig ist mit ihr teilen zu können und wahrzunehmen wie viel das auch ihr bedeute.
Ingesamt ist der Karnische Höhenweg eine wundervolle Strecke für alle, die Aussicht und Gratwege lieben. Auch wenn die Etappen zum Teil lang sind, halten sie kaum technische Schwierigkeiten bereit. Man kann aber unterwegs von den Hütten aus viele schöne Klettersteige machen.
Jetzt bin ich in meiner leeren neuen Wohnung in München. Angekommen bin ich nicht. Es ist fast Mitternacht und trotzdem kann ich nicht schlafen. Nur mit dem Rucksack in diese Wohnung zu kommen hat sich richtig angefühlt. Als erstes habe ich meine Matte und meinen Schlafsack auf dem Balkon ausgebreitet. Jetzt hat es aber stark angefange zu regnen und es ist als würde mir die Stadt sagen: diese Zeit ist jetzt vorbei. Das macht mich traurig und ich fühle mich ähnlich leer wie die Wohnung. Zum Glück gibt es nicht viel Zeit dafür: morgen um 9 Uhr kommen die Umzugshelfer und ab dann wird es so viel zu tun geben, dass ich keinen Platz mehr für Leere haben werde.
Die Dolomiten werden oft als die schönste Region der Alpen beschrieben. Ich habe auch sehr starke Erinnerungen an die Dolomiten. Aber die Dolomiten sind auch die Region, die ich als am überlaufendsten in Erinnerung habe. Sicherlich lag das vor Allem daran, dass ich ausgerechnet in der Hochsaison der italienischen Ferien dort durchgewandert bin. Die Popularität tut der Region nicht gut, was schade ist. Die Hütten sind oft groß, häufig sehr kommerziell geführt und (außer auf der Büllelejochhütte) habe ich kaum die urige und freundliche Athmosphäre erlebt, die nicht nur von der Bauweise sondern auch von den Wirtsleuten der Hütten abhängt.
Zunächst ging es bei mir durch die Sextener Dolomiten, dann durch die Puez Gruppe und schließlich weiter nach Westen bis zum Rosengarten. Besonders eingprägt hat sich mir die Imposanz der spitzen Zacken, welche die felsigen Berge der Dolomiten nicht nur in der Region der Drei Zinnen ausmachen. Der Fels ist hell und schroff und streckt sich geben den Himmel als wolle er ihn pieksen. Wenn Berge eitel sein könnten, dann wären es dir Dolomiten. Besonders beeindruckend war der Fels im Alpinisteig, der zwar technisch völlig unspektakulär ist, aber mit seinem Quergang durch die Wand wirklich ein Erlebnis bietet.
Wenn ich an die Drei Zinnen zurückdenke überwiegt die Erinnerung an meine Abneigung gegen die respektlosen Menschenmassen. Ich war richtig froh, als ich das hinter mir lassen konnte und es in der Puez Gruppe dann ruhiger wurde. Ein paar landschaftliche Situationen haben sich mir besonders eingeprägt. Einmal war da das magische Licht kurz vor Sonnenuntergang hinter der Schlüterhütte. Alle waren drinnen am Essen und ich konnte die Stimmung ganz für mich genießen. Es war sicher eine der schönsten Yogapanoramen, die ich auf der ganzen Route hatte.
Ganz tief beeindruckt war ich auch von der Mondlandschaft die mich oben neben der Pisciadúhütte überrascht hat, als ich aus dem Klettersteig kam. Geradezu surreal und still lagen dort auf der großen Ebene die Felsbrocken. Ich spüre noch jetzt die Ruhe, die sie in mir ausgelöst haben. Wiederholt hat sich das Erlebnis dann am nächsten Tag unterhalb des Piz Boé. Das Panorama dort war sagenhaft und mysthisch schön.
Die Begegnung mit dem Starnberger Physiopaar Regine und Thomas gehört mit Sicherheit zu den wärmsten Begegnungen der ganzen Reise. Es ist schön zu wissen, dass sie mir ihrer Leichtigkeit und Herzlichkeit nicht weit weg von München sind und ich freue mich darauf die Beiden einmal wiederzusehen.
Jetzt sitze ich in der schon einigermaßen wohnlich eingerichteten Wohnung. Alles ist so schnell gegangen und ich habe noch immer das Gefühl kaum angekommen zu sein. Die Luft in der Stadt macht mir Kopfschmerzen und ich bin froh, dass ich diese Wohnung als Rückzugsort habe und nicht viel raus muss. Denn da überfordert mich die Lautstärke und die Farben und die Masse an „Dingen“, die einen Alltag hier ausmachen. Meinen Kleiderschrank einzuräumen hat sich absurd angefühlt. Ich kann nicht fassen, dass ich so viel besitze und ich verstehe auch nicht wozu das alles da sein soll. In den nächsten Tagen werde ich sicher nochmal ordentlich aussortieren hier. Es war auch ein komisches Gefühl zum ersten Mal wieder Jeans anzuziehen. Aber es ist auch schön, dass alle Sachen einfach sauber sind. Ich glaube das von Hand waschen in Gebirgsbächen ist eines der wenigen Dinge, die mir nicht fehlen werden.
Die Etappe durch die Region von König Ortler war sicher meine liebste Etappe auf der ganzen Tour. Das hat so viele Gründe, dass ich sie hier nur knapp nennen will. Die anspruchsvollere Art des Bergsteigens, die Einsamkeit, die Höhe, die Vielfalt der Farben im Gestein und die von mir so geliebten Gletscher spielen eine wichtige Rolle. Die Erfahrung meines ersten Absturzes will ich ebenso wenig vergessen wie diese unbändige Energie, die ich körperlich empfunden habe. Die Gastfreundschaft von dem Team um Lorenzo und Cecilia im Rifugio Dorigoni und eine der schönsten Biwaknächte dort oben. Die Besteigung und das Erlebnis des Ortlergipfels war ebensosehr ein Höhepunkt wie die Begegnungen mit den Vinschgauern, bei denen ich mich wohler gefühlt habe als bei mir zu Hause. Die Bergführer Toni und der einzigartige Roman von Feel the Mountains, die Begegnung mit Giuliano, mein netter Wirt Stanis, die Masseurin Elke – alles wunderbare Menschen, denen ich hoffe bald wieder zu begegnen.
Auf der Straße hier in der Stadt grüßt man sich hier nicht. Ich muss über mich selber schmunzeln, wenn ich merke, dass mir das sehr seltsam vorkommt. Und ich grüße manchmal einfach alle Menschen die mir begegnen, auch wenn sie überrascht darüber sind. Warum nicht?
Wie schwer der Abschied von Mals und der ganzen Region um den Ortler war, das habe ich immernoch sehr deutlich in Erinnerung. Aber die Begegnung mit dem Jäger Andi, der mich noch zum Abendessen in seine Alpe einlud eröffnete in der Graubünden Etappe wieder ein neues Land. Und dann ging es durch den unfassbar schönen Schweizer Nationalpark, hinüber und hinauf zur Chamanna d’Es-Cha, wo ich mit Wirt Michel schweigend einer Föhnwalze dabei zusah, wie sie sich vor der Kulisse der Bernina im Sonnenaufgang über eine Gebirgskette schob. Ihre Kraft und Ruhe trug ich in mir, als ich auf den Piz Kesch kletterte. Diese Hochtour, die ich alleine gemacht habe, zählt zu meinen größten und tollsten Herausforderungen und ich werde das Gefühl nie vergessen.
Im starken Kontrast dazu steht die darauf folgende Hässlichkeit von Davos und das Gefühl in dem Hostezimmer eingesperrt zu sein, während draußen ein unmögliches Wetter tobte.
Die Etappe durch das Tessin war von diesem Wetter geprägt. Schnee und Hagel, Kälte und Graupelsturm. Aber trotzdem habe ich die Etappe geliebt. Die Seen, die Einsamkeit, die Wildheit der Landschaft, der Nebel. Und die Sehnsucht nach der Hochtour auf den Basódino, die ich nicht machen konnte. Seit dem Tessin war ich meisten ganz allein unterwegs und bin kaum anderen Menschen begegnet. Gegen Ende der Etappe war das Wetter Zum draußen schlafen war das Wetter zu kalt und zu stürmisch. Aber ich habe die Gemütlichkeit auf der Binntalhütte bei den bezaubernden Wirtinnen Bernadette und Heidi sehr genossen.
Seit ich wieder hier bin regnet es. Heute ist eine Woche vergangen, seit ich wieder im Tal bin. Ich fühle mich verstopft. Oft habe ich das Gefühl nicht richtig Luft zu bekommen. Natürlich ist es schön manche Menschen hier wiederzusehen. Aber ich habe auch das Gefühl, dass mich hier niemand verstehen kann. Auch das Interesse hält sich sehr in Grenzen, aber das finde ich gar nicht so schlimm. Deswegen erzähle ich wenig. Ich will mein Erlebnis nicht verschwenden und ich habe das Gefühl, dass ich mit einer verbalen Erzählung meistens nicht dem gerecht werden kann, was ich eigentlich ausdrücken will. Was soll ich auch kurz sagen, wenn jemand fragt „Und? Wie war’s?“
Das Wallis ist in meiner Erinnerung leider stark von den Unfällen und dem damit verbundenen Gefühl etwas zu verpassen geprägt. Hier muss ich unbedingt einmal wieder herkommen und alles Liegengelassene nachholen. Die Region ist auch im Sommer wirklich toll und die großen Höhenunterschiede an jedem Tag sind eine reizvolle Herausforderung. Außerdem konnte ich, weil es schon so spät im Jahr war und ich eben allein unterwegs war, kaum Hochtouren machen. Und genau auf diese hatte ich mich eigentlich besonders gefreut. Ich habe festgestellt, dass ich da wohl etwas blauäugig geplant hatte. Erstens ist es natürlich nicht so leicht einfach auf Hütten Leute kennezulernen mit denen ich dann gleich eine Seilschaft wagen würde (und sie mit mir) und zudem ist Mitte September einfach sehr spät für viele Touren. Die meisten Hütten die man aufgrund der großen Höhendifferenzen als Basis braucht hatten schon geschlossen und zudem hat der frühe Wintereinbruch sein Übriges getan.
Aber, wie könnte es anders sein, auch im Wallis bin ich mit Begegnungen gesegnet worden, die unvergesslich bleiben. Drei Tage habe ich mit dem Dan, de Wirt der Cabane des Dix, seiner Freundin Laura, der Mutter Edith und natürlich mit Nanouk, dem kleinen Husky verbringen dürfen. Ich erinnere mich an diese Menschen als würde ich sie schon immer kennen. Es war traumhaft schön auf fast 3000m endlich wieder draußen unter dem Sternenhimmel zu schlafen und ich bin froh dass es mir dort gelungen ist, mich wieder ganz zu erholen.
Morgen, am Montag beginnen in Ulm meine Proben für unser neues Theaterstück „Salz & Brot“ in dem es um Traditionen und Willkommenskultur geht. Die Arbeit ist für mich immernoch sehr weit weg, aber ich muss mich darauf jetzt einlassen können. Mir wird das auch gelingen, aber ich wünsche mir, dass es mir dabei gelingt die innere Ruhe die ich aus den Bergen mitgenommen habe, bewahren zu können.
Die letzte Etappe durch den Nationalpark La Vanoise und am Rand des Nationalparks Les Écrins war ein würdevoller und farbenfroher Abschluss meines Wegs nach Westen. Ich hatte mir schon in der Planung vorgenommen hier keine Gipfel oder hohen Touren mehr zu planen sondern einfach entspannt zu wandern. Ich hatte mein Handy meistens ausgeschaltet, habe mir Zeit genommen und mich den Erinnerungen an alles was in den letzten zwei Monaten passiert ist hingegeben. Immer wieder sind mir Details eingefallen, die ich zwischenzeitlich vergessen hatte. Es gab viele Situationen in denen ich breit Lächelnd allein über Bergwege gewandert bin. Oft begleitet von dem sehnsüchtigen Brunftrufen der Hirsche oder den ausgelassen tobenden Murmeltieren, die einen skurilen Soundtrack zu meinen Erinnerungen bildeten. In La Grave hat sich dann auch der Plan für das nächste Projekt konkretieret. Ich will im Winter eine ausführliche und mehrtägige Splitboardhouchtour durch die Region um den Grand Pic de la Meije machen. Es war schön die Tour mit der Aussicht auf ein neues Projekt zu beenden.
So. Jetzt schließe ich diesen Bericht ab und damit die letzte Zusammenfassung von „Ana’s Way West“. Aber nichts ist zu Ende, im Gegenteil. Ab jetzt beginnt die Verarbeitung in mir, das Nachspüren und das Wachsen von Allem, was dieses Erlebnis in mir angelegt hat. Ich freue mich darauf zu merken was sich in mir verändert hat. Ich bin gespannt darauf das bewusst wahrzunehmen. Vielleicht werde ich auch weiter hier darüber schreiben.
Fest steht: Ich werde weiter gehen. Und ich werde weiter schreiben. Wie und wann und wo, darüber werde ich hier berichten.
Das Schreiben ist bei allen Erlebnissen draußen und in mir eine weitere Neuerung in meinem Leben. Ich bin dankbar für diese Entdeckung, denn das Schreiben macht mir nicht nur sehr viel Spaß, es bedeutet mir jetzt wirklich viel. Deswegen werde ich damit sicher nicht aufhören. Und ich freue mich, wenn ihr mich weiter lesend begleitet!