Im Mai 2018 überquerte ich die Insel Skye von Nord nach Süd, und wanderte dann zurück auf dem Festland an der schottischen Westküste entlang bis nach Ullapool. Insgesamt umfasste die selbst entworfene Route etwa 300 Kilometer. Die Herausforderungen liegen in dem mir unbekannten Terrain und in der Orientierung in weglosem Gelände, das wenig Infrastruktur aufweist.
Das wechselhafte Wetter, mit kalten Temperaturen und viel Nässe machten die Nächte im Zelt oft unangenehm, aber glücklicherweise fand sich alle paar Tage ein gemütliches „Bothy“, eine der schottischen Biwakhütten. Es ging unter Regenbögen hindurch, über Schnee und Matsch, durch dichten Nebel und viel Regen.
Aber umso wohltuender war das immer wieder strahlende Sonnenlicht, das unfassbare Lichtschauspiele in die wilde Landschaft zeichnete. Die Begeisterung über die Ursprünglichkeit der Natur, die raue Landschaft, den tosenden Wind, und die vielen kleinen und großen Überraschungen durch das wechselhafte Wetter ließen alle Unannehmlichkeiten verblassen. Die Isle of Skye ist von weiten und sumpfigen Hochebenen geprägt. Die Felsblöcke darin wirkten auf mich, als seien sie auf die Insel geworfen worden. Der Osten des Festlands wartet hingegen mit saftig grünen Wiesen auf, bis es gegen Norden hin wieder wilder und felsiger wird.
Die Landschaft schien sich ständig zu verwandeln. Plötzlich stand ich in einer Art Wüste, auf die der dichte, ziehende Nebel eine mystische Stimmung legte. Bald darauf war ich am Meer und schaute stundenlang den Wellen zu. Wie sie sich aufbauen, wie sie rollen, wie sie brechen. In diesem kurze Moment, bevor die Welle bricht, will ich immer die Luft anhalten. Ich werde nie müde, die Kraft und Perfektion meines Lieblingselements zu beobachten. Am Strand lagen die halb verrotteten Reste eines Schafs und unweit davon der Körper eines Delfins, in einem ähnlichen Zustand. Auch wenn es ein trauriges Bild war, zeigte sich darin doch, wie natürlich die Körper dieser Tiere wieder in der Erde zu verschwinden begannen.